Norwegen/ Schweden/ Dänemark 2014
Regie: Hanns Petter Moland
Buch: Kim Fupz Aakeson
Darsteller: Stellan Skarsgard, Bruno Ganz, Pal Sverre Hagen, Birgitte Hjort Sorensen, Jakob Oftebro
In einem kleinen Kaff in der norwegischen Provinz geht Nils Dickman (Stellan Skarsgard) einer verantwortungsvollen Tätigkeit nach: Er bedient die riesigen Schneeräumfahrzeuge, die dafür sorgen, dass das Nest auch bei heftigem Schneetreiben mit der Außenwelt verbunden ist. Das bedeutet in diesem Fall vor allem eine lange, schnurgerade Straße in die Hauptstadt Oslo, von wo bald das Ungemach die heile Welt von Nils zerstört: Sein Sohn Ingvar wird tot aufgefunden und bildet das erste Glied in einer langen Kette von Todesfällen, von denen keiner natürlich sein wird.
Denn da die Polizei Ingvars Tod als selbstverschuldete Überdosis abtut, macht sich Nils auf die Suche nach den Tätern: Erst findet er den Dealer Jappe, aus dem er den nächsten Hinweis rausprügelt, bevor er die Leiche in Maschendraht einrollt (damit die Fische das Fleisch von den Knochen nagen können…) und an einem Wasserfall entsorgt. Toter Nummer zwei. Und so geht es munter weiter bis sich Nils zum Graf (Pal Sverre Hagen) hervorgearbeitet hat: Den lokalen Drogenboss, der sich mit Elektro-Sportwagen durch die Gegend kutschieren lässt, seinem Sohn Karottensaft vorsetzt - gute Ernährung ist schließlich wichtig - und Probleme mit seiner Ex-Frau hat.
Der Graf sieht die Eliminierung seiner Mitarbeiter alles andere als gern, vermutet allerdings eine rivalisierende Gang serbischer Dealer hinter den Anschlägen und fordert Rache: Ein Serbe muss dran glauben, was Papa (Bruno Ganz), der Anführer der Serben, seinerseits nach Blutrache lechzen lässt: Bald ist der norwegische Schnee blutbesudelt.
Schon in seinem Film „Ein Mann von Welt“ zeigte Hanns Petter Moland, dass er anstrebt, eine skandinavische Mischung aus Tarantino und Coen-Brüder zu sein. Wie bei den Vorbildern wechseln sich auch bei Moland extreme Gewalt mit schwarzem Humor ab, vor allem aber sind seine Helden ähnlich wie die Figuren der Coens und stolpern unbeholfen ins Chaos. Das gilt weniger für Stellan Skarsgards Nils, der mit geradezu stoischer Ruhe einen Gangster nach dem anderen eliminiert.
Die viel interessantere Figur ist der sich ständig selbst überschätzende Graf, der die Stellung als lokaler Drogenboss weniger seinen Fähigkeiten verdankt, als seinem Vater. Zwischen Arroganz und Unfähigkeit legt Pal Sverre Hagen diese Figur an, die geradezu verzweifelt versucht, vor seinen Untergebenen Autorität auszustrahlen. Wenn dann noch Bruno Ganz als wortkarger Papa einer serbischen Bande ins Spiel kommt, deren Mitglieder gerne durch den Schnee toben und von den heimeligen Zuständen in norwegischen Gefängnissen schwärmen, ist „Einer nach dem Anderen“ längst eine ganz schwarze Komödie geworden.
So amüsant allerdings viele Dialogpassagen und slapstickartigen Momente sind, so schwer ist die teilweise brutale Gewalt zu ertragen, mit der gerade Nils seine Feinde tötet. Etwas zu groß ist hier der Kontrast zwischen lakonischem Humor und exzessiver Brutalität, deren Auswirkungen dadurch oft ins lächerliche gezogen werden, ein Problem, an dem auch die Filme der Vorbilder oft kranken. Meist jedoch gelingt Hanns Petter Moland mit „Einer nach dem Anderen“ eine pointierte, sehr nordische schwarze Komödie, die in kalten Landschaften, eine höchst unterkühlte Moritat vom Sterben spinnt.
Michael Meyns
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