Dokumentation
Kanada 2013
Regie, Buch: Jennifer Baichwal, Edward Burtynsky
Länge: 90 Minuten
Es beginnt spektakulär: Gigantische Wellen sind zu sehen, die mit tosendem Dröhnen an eine Kaimauer schlagen. Dann ein harter Schnitt und man befindet sich im ausgetrockneten Bett des Colorado Rivers, in dessen Boden sich Furchen gegraben haben, die von ebensolcher Schönheit sind, wie das vorhergesehene Wasser. Ein wenig erinnert diese Ästhetisierung von Landschaften, von der Welt und ihren Elementen an die Filme von Werner Herzog, der oft dort erhabene Schönheit fand, wo andere nichts sahen.
Im Laufe der 90 Minuten von „Waterwork“ werden Baichwal & Burtynsky noch viele weitere spektakuläre Bilder zeigen: Mittelalterliche Stufenbrunnen im Norden Indiens, eine Wasserzeremonie am Ganges, wo Hunderttausende ein reinigendes Bad im Fluss nehmen, Bilder vom Bau eines gigantischen Staudamms in China inklusive eindrucksvoller Zeitraffer Aufnahmen von der Flutung eines Tales, dem langsamen Verschwinden von Orten der Zivilisation.
Es sind allesamt Orte, die Burtynsky für sein jüngstes Projekt besucht hat, den Fotoband „Water“, der zeitgleich mit der Weltpremiere dieses Films veröffentlicht wurde. Doch welchen Sinn haben Aufnahmen, die Burtynsky beim Betrachten von Kontaktabzügen zeigen oder beim Gespräch mit seinem Verleger? Denn eine Dokumentation über die Herstellung eines aufwändigen Bildbandes will „Watermark“ nicht sein. Als Dokumentation über Formen der Wasserverschwendung und anderer ökologischer Aspekte ist er aber auch nur bedingt gelungen.
Immer wieder werden zwar Interviews mit Betroffenen eingeschoben, sieht man etwa die enorm wasserintensive und extrem wasserverschmutzende Lederproduktion in Dhaka in Bangladesch. Doch solche Momente stehen neben Aufnahmen von einem Weltcup im Surfen an der kalifornischen Küste, die wiederum von Bildern eines gigantischen Springbrunnensystems in Las Vegas gefolgt werden.
Manche Bezüge funktionieren auf subtile Weise, durch bloße Gegenüberstellung: Wenn man etwa die Wasserzeremonie in Indien und die Siegerzeremonie beim Surfen vergleicht, die auf ganz unterschiedliche, im Kern aber doch ähnliche Weise dem Wasser huldigen. Zu Schade, dass Baichwal & Burtynsky abgesehen von solchen Momenten immer wieder auf allzu didaktische Szenen zurückgreifen und nicht mehr den spektakulären Bildern vertrauen, die „Watermark“ zumindest optisch zu einer der beeindruckendsten Dokumentation der letzten Jahre macht.
Michael Meyns
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