Deutschland 2014
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann, Axel Prahl, Robert Stadlober
Filmlänge: 109 Minuten
Nicht nur wegen der spanischen Kulisse erinnert das Ausmaß melodramatischer Turbulenzen an Pedro Almodóvar, auch mit ihren schrägen Figuren sowie dem sprudelnden Ideenreichtum erweist sich Doris Dörrie diesmal als kreative Seelenverwandte des spanischen Meisterregisseurs. Sei es mit einer situationskomischen Abrechnung mit schicken Sado-Maso-Trends. Oder jener umwerfend ulkigen Sex-Szene von Hannelore Elsner und Axel Prahl, die von orgiastischen Gitarren-Einlagen befeuert wird. Last not least gibt es einen etwas ungewöhnlichen Suizid-Versuch am Pool, der zur Erlösung der ganz besonderen Art führt.
Bei aller lässig leichten Komik bleibt durchaus Raum für Gesellschaftskritisches. Da landet etwa ein Boot mit afrikanischen Flüchtlingen am Strand und zwingt Hippie Ingrid zum spontanen Handeln. Oder eine bayerische Maklerin führt mit fröhlichem Sarkasmus die Folgen der spanischen Immobilien-Blase vor - auch das gehört schließlich zum „Alles inklusive“ im vermeintlichen Ferienparadies. Fast traditionell werden soziale Missstände von Doris Dörrie, gleichsam nebenbei, mit leichtem Federstrich skizziert. Und wie üblich überzeugt die Erfolgsregisseurin mit einer erfrischenden Erzählform jenseits gängiger Fastfood-Dramaturgie. Wie in einem Kaleidoskop wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven präsentiert und spielt in unterschiedlichen Zeiten. Ein kleines Geheimnis hier, eine große Überraschung dort. Dennoch wirkt diese ambitionierte Story-Konstruktion dank cleverem Timing nie kompliziert, sondern bleibt stets kurzweilig.
Als Sahnehäubchen erweist sich einmal mehr das exzellente Ensemble. Die deutsche „grande dame“ Hannelore Elsner in einer augenzwinkernd frivolen Sex-Szene? Wer hätte das gedacht! „Tatort“-Liebling Axel Prahl als berlinernder Pool-Gigolo in viel zu kleiner Badehose mit großem Herz? Na Bravo! Nadja Uhl als charmantes Schusselchen? Da leidet man doch gern mit! Diese Figuren segeln stets hart am Klischee, sie schmieren jedoch nie ab, sondern behalten ihre liebeswerte Würde. So sehr diese glänzenden Akteure sichtlich vergnügt und entspannt dem Affen Zucker geben, haben sie letztlich freilich kaum Chancen gegen ihre vierbeinigen Kollegin. Die französische Bulldogge namens Chica alias Sigmund Freud entpuppt sich als Kinostar, dessen putzige Charme-Offensive das eherne Hunde-Dogma des großen Loriot regelrecht gemopst hat.
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