Donnerstag, 05.04.2012, 14:30 Uhr
Italien 2011
Regie: Nanni Moretti
Buch: Nanni Moretti, Francesco Piccolo, Federico Pontremoli
Darsteller: Michel Piccoli, Nanni Moretti, Jerzy Stuhr, Renato Scarpa, Franco Graziosi, Camillo Milli
Länge: 110 Minuten
Die Geschichte vom Papst, der nicht Papst sein will.
Der Film beginnt mit dem feierlichen Einzug der Konklave in die Sixtinische Kapelle, die dann gemäß der Tradition verschlossen wird, damit die Kardinäle ohne Enfluss der Außenwelt so lange zur Wahl schreiten, bis endlich weißer Rauch über dem Petersplatz aufsteigt und die erfolgreiche Suche nach einem neuen Oberhaupt der Katholischen Kirche verkündet. Doch kaum sind die Türen verschlossen, zeigt sich, dass diese Wahl keine normale sein wird. Zuerst fällt das Licht aus, so dass einer der Kardinäle stolpert, dann kann man sich partout nicht auf einen eindeutigen Kandidaten verständigen, obwohl Kardinal Gregori (Renato Scarpa) immer wieder zahlreiche Stimmen auf sich versammeln kann. Überhaupt erscheinen die Kardinäle beinahe wie eine in die Jahre gekommene Schulklasse, die sich plötzlich einer enorm schwierigen Klassenarbeit ausgesetzt sieht. Immer wieder sieht man ihre Nervosität, ihre Unsicherheit und manch einer versucht sogar beim Nachbarn zu spicken, während die Gebete der einzelnen immer lauter werden, dass der liebe Gott sie doch bitte verschonen möge - "Bitte nicht mich!"
Umso erstaunlicher - hat hier etwa ein gehässiger Gott die Finger im Spiel, dass sich dann plötzlich doch ein neuer Papst findet - und zwar einer, dessen Namen vorher in keinem einzigen Durchgang je gefallen ist und der zuvor noch niemals im Bild war - eben jener bereits erwähnte Kardinal Melville, der die Wahl zwar annimmt - wie sollte er auch anders - der dann aber ausgerechnet kurz vor der Verkündigung vom Balkon des Palastes Muffensausen bekommt und den päpstlichen Sprecher ziemlich dumm aussehen lässt. Der steht nämlich bereits draußen und spricht zu den Gläubigen, um sich dann unversehens wieder zurückziehen zu müssen.
Was Melville zu seinem unvermuteten Rückzieher bewogen hat, weiß niemand und der gekürte, aber nicht offiziell verkündete Nachfolger Petri weiß am allerwenigsten, wie ihm da geschieht. Um die Angelegenheit möglichst schnell aus der Welt zu schaffen, zieht man den (atheistischen) Psychoanalytiker Professor Brezzi (Nanni Moretti) hinzu, der im Beisein aller Kardinäle mit der Behandlung beginnt, die freilich recht reglementiert ist: Keine Fragen über Sexualität, keine Fragen nach den Träumen und selbst die Nachforschungen in punkto Familie sollen bitteschön möglichst diskret sein, so wird es verlangt. Klar, dass das nicht gutgehen kann, so das man sich dazu entschließt, statt Brezzi dessen geschiedene Frau (Margharita Buy) zu konsultieren - und zwar inkognito, damit diese nicht beeinflusst ist. Brezzi selbst wird aus Gründen der Geheimhaltung solange im Vatikan interniert und isoliert, bis Melville gesundet ist. Dann aber entwischt der Papst, der sich nicht traut, seinen Bewachern und bezieht Quartier in einem Hotel, in dem eine Theatertruppe für die bevorstehende Aufführung von Anton Tschechows Die Möwe probt. Was Melville wiederum daran erinnert, dass er früher selbst einmal Schauspieler werden wollte, doch an der Aufnahmeprüfung scheiterte... Kino-Zeit.de
Ausgezeichnet mit dem FBW-Prädikat: Besonders wertvoll
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